1820 - 1829
1821: Die Provinz Brandenburg wird in zwei Regierungsbezirke aufgegliedert, deren Grenze bei Alt Reetz verläuft:
Alt Mädewitz gehört danach zum Regierungsbezirk Potsdam und Alt Reetz zum Regierungsbezirk Frankfurt/Oder.
1822: Am 13. Juni zerstört ein Großfeuer in Alt Blessin 10 Gehöfte.
1823: Ganz Europa erlebt einen außerordentlich milden Winter.
1823: Als Lehrer wird Kantor Schaede eingesetzt, ein sehr begabter und ruhiger Mann. In seiner Zeit (bis 1868) wuchs die Schülerzahl auf 150 an.(1857 wird ein Schulhaus gebaut).
1823: Bei Croustillier wird eine Windmühle in Betrieb genommen.
1824: Am 7.4. brennt das ganze Dorf mit der Kirche ab. 46 Wohnhäuser, 94 Ställe, 47 Scheunen und drei Nebengebäude werden ein Raub der Flammen. Auch die Kirchenglocken werden zerstört. Nicht verbrannten: Das ziegelgedeckte Wohnhaus von Martin Boche, die Schule, fünf Freistellen, einige Büdnerhäuser und abseits stehende Scheunen. Die Gebäude sind bei der Landfeuersozietät der Neumark mit 120000 Talern, das Inventar mit 40000 Talern versichert gewesen.
1824: Am 11. April hat " ... Herr Prediger Koenig zu Wriezen a.O. bei den rauchenden Hügeln unserer gewesenen Kirche Predigt gehalten." (Georg Raabe)
1824: Am 3. Mai " ... mit Hülfe einiger Maedewitzer Wagen von zwei Kahnladungen 36 Fuhren, von einer Kahnladung 19 Fuhren Feldsteine von der sogenannten Alt Maedewitzer Moder zu Hause geführet." (Georg Raabe)
1824: "Am 8. Mai bin ich mit dem Schulz Boche früh 6 ½ Uhr nach Cüstrin gereiset, jeder 1 Pferd und mit einem Wagen. Der Tagelöhner Gorn war Fuhrmann. Wir kauften in Warnick Rohr und sahen, wie weit der Zimmermeister Goerl mit unseren Bauten war ...".
1824: Am 29. Juni holen der Schulze Boche und die beiden Deputierten Melcher und Kretke mit zwei dreispännigen Wagen einen Teil der Feuerkasse aus Rehdorf. (Zusammen etwa 25000 Taler in Münzen).
1824: Am 11. August werden in Alt Reetz die neuen Flurstücke verlost. Die Verlosung findet in der Schule statt, der Deichrentmeister Licht vom Sitz der Deichverwaltung Gießhof und der Konduktor Koch aus Cüstrin überwachen die feierlkiche Handlung. (Es wurden 28 neue Flurstücke vergeben).
1824: In Alt Reetz wohnen 575 Menschen.
1824: Am 25. September zieht Georg Raabe " mit Sack und Pack in die Nothstube in dem neuen Stall, ohne Fenster und Thüren, es war sehr kalt."
1826: "den 4. Januar, früh um 6 Uhr bin ich zu Fuß bei der Zeckericker Fähre mit dem kleinen Kahn, da es Grundeis ging, über die Oder, auf Befehl des Herrn Feuer Societäts Director von Gagern nach Rehdorf gereiset. Kam Nachmittags drei Uhr daselbst an und mußte über Nacht bleiben." "Georg Raabe).
1826: "den 5. Januar, früh um 7 Uhr von Rehdorf über Zehden über die Oder, in eine große Polte bei vielem Grundeis und traf nachm. 2 Uhr in Hohenwutzen ein, blieb dort über Nacht." (G. Raabe)
1826: "den 6. Januar, früh um 9 Uhr von Hohenwutzen abgereiset und kam nachmittag 2 Uhr in Alt Reetz gesund an." (G. Raabe)
1826: "Den 24. Dezember bin ich mit meinem Bette, dem Rock und den Stiefeln in das neue Wohnhaus gezogen. ..." (Georg Raabe)
1827: Im April wird der Bauschutt der alten Kirche weggeräumt.
1827: Ende April erfolgt die Grundsteinlegung für die neue Kirche.
1827: Im Laufe des Jahres wird die (jetzige) Kirche nach dem Entwurf, der Zeichnung und der Bauausführung durch den Landbaumeister Heinrich Neubarth aus Wriezen erbaut.
1827: Am 17. Oktober wird der vergoldete Knopf auf die Kirchturmspitze gesetzt. Ein Bericht über den Brand und den Wiederaufbau der Kirche war von Pfarrer Koenig verfaßt und in den Knopf gelegt worden. In der Abenddämmerung sang die auf dem Kirchhofe versammelte Gemeinde das Lied "Nun danket alle Gott ...". Blasmusiker von den Wriezener Stadtmusikanten begleiteten die Gesänge und Pfarrer Koenig predigte.
1827: Nach den Angaben von Pfarrer Koenig: " Herrschaft des Dorfes ist 1. Seine Majestät der König, der als solcher repräsentiert wird durch den dortigen Oberamtmann F. Krahmer in Butterfelde. 2. Der Königliche Regierungs- und Schulrath Herr von Türke in Potsdam, welcher sich mit dem hochadlichen Fräulein von Buch als Erbherrin des Dorfes vermählte, er wird repräsentiert durch den Pächter des adlichen Vorwerks in Adlich-Reetz, den Amtmann Eick. Die Rechtspflege verwaltet der Justizrath Gilbert in Wriezen. Alt-Reetz liegt jetzt im Königsberger Kreise im Regierungsbezirk Frankfurt und der Provinz Brandenburg. In Beziehung auf die Verwaltung der Kirchen und Schulen ist solches der Königlichen Regierung in Potsdam unterworfen. Was die kirchlichen Verhältnisse von Alt-Reetz betrifft, so ist solches Filial der Stadt Wriezen, und besorgen die dort vom Magistrat als Patron der Sanct Marienkirche erwählten Pfarrherren den Gottesdoenst in dieser Gemeinde, vierteljährig damit abwechselnd. Zeitige Pfarrherren sind: Johann Ludwig König, Oberpfarrer, Gustav Schweder, Archidiaconus. An der Kirche und Schule fungiert dermalen als Kantor Wilhelm Julius Ferdiand Schäde, die Zahl der schulfähigen Kinder aus der 550 – Seelen starken Gemeinde (...) beläuft sich zur Zeit auf 100 und einige, bald mehr, bald minder. Kirchenvorsteher sind: Christ. Schure, Altsitzer, Joh. Albrecht, Nachbar und Eigentümer, Joh. Steinbeck, Nachbar und Eigentümer.
Die Zahl der Wirte dürfte wohl einer Änderung unterworfen sein, indem durch die Separation die Güter getheilt werden und also mehrere Herrn bekommen, wie dies jetzt auch schon geschehen. Die frühere Zahl war 28 und ihre Namen sind folgende: Der Gerichtsschulze Georg Boche, die Nachbarn und Eigentümer Georg Juhre, Joh. Friedr. Raabe, Christ. Juhre, Mart. Juhre, Mart. Masche, Joh. Michael Grunow, Martin Küneke, Mart. Boche, Christ. Juhre, Wilh. Juhre, Mart. Rubehn, Georg Raabe, Ludw. Melcher, Georg Melcher, Christ. Melcher, Ludw. Kretke, Joh. Friedr. Korn, Martin Melcher, Georg Strache, Martin Raabe, Joh. Albrecht, Joh. Steinbeck, Wilh. Pahlow, Joh. Mich. Juhre, die Witwe Jänicke, die Witwe Micklei, der Krüger Andreas Gieche und Friedrich Staubert.
Die kleine Gemeinde bestand aus 12 Freileuten und 11 Hausleuten oder Neubauern, "von denen aber schon einige durch Verkauf eingegangen sind." Die Namen der Wirte sind folgende: Der Freischulze Martin Schure, der Freimann Christ. Grunow, die Witwe Sack, der Freimann Mich. Schure, die Witwe Gieche, der Freimann Georg Boche, der Freimann Mich. Boche, der Freimann Georg Jänicke, der Freimann Georg Wurl, der Freimann Friedr. Schrab, der Freimann Joh. Neumann und der Freimann Andreas Werdermann. Die Neubauern sind: Christian Grunow, Witwe Siewert, Mich. Fröhling, Christ. Discher, Joh. Mich. Künecke, Joh. Webert, Mich. Marx und die Witwe Berent.
1827: "Die Ernte ist in diesem Jahre reichlich ausgefallen,besonders gut sind die Kartoffeln gerathen, so daß einige 1000 bis 1200 Säcke gewonnen haben. Ausgezeichnet im Frü+hjahr waren die heftigen Stürme und das starke Austreten der Oder, der darauf folgende Sommer war meist heiß und trocken, noch weit trockener ist aber der Herbst durch heitere und warme Witterung" (Pfarrer König, Knopfurkunde).
1828: Am 22.9. wird im Kirchturm eine neue Glocke von Johann Carl Hackenschmidt aus Berlin aufgehängt und eingeläutet. Sie hat einen Durchmesser von einem Meter und wiegt 650 Kilogramm.
1828: Am 5.10. verewigt sich der Zimmermann A. Preß aus Fiddichow durch eine Inschrift im Turmbalken der Kirche.
1828: Der neu erbauten Kirche wird am 17.10. ein vergoldeter Turmknopf aufgesetzt.
1828: Am 2.11. wird die neue Kirche durch Oberpfarrer König aus Wriezen eingeweiht.
1829: Für 392 Taler werden zwei neue Glocken angeschafft.